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Denkanstoß: Warum man am kommenden Sonntag Pfannkuchen essen sollte

Denkanstoß von Pfr. Klaus Hurtz am 31. Januar 2025 in der Rheinischen Post


Es ist ein spannendes Fest, das am kommenden Sonntag (2.2.) auf uns wartet. Denn zum einen beweist uns dieser Tag, dass Maria und Josef, wie es die jüdische Tradition verlangte, 40 Tage nach der Geburt den Erstgeborenen zum Tempel hinauftrugen, um Jesus dem Herrn zu weihen („Darstellung des Herrn“). Deshalb endete früher mit diesem Datum die Weihnachtszeit. Zum anderen zeigt es, dass Maria -ebenfalls gemäß jüdischer Vorschrift- als junge Mutter den Priestern ein Opfer zur „Reinigung“ übergeben hat („Mariä Lichtmess“). Beide Festbezeichnungen haben ihre Berechtigung und belegen, wie tief unser Glaube im Judentum wurzelt und wieviel wir diesem zu verdanken haben. Gerade heute steht es uns Christen gut zu Gesicht, dieser Verbundenheit und Dankbarkeit Ausdruck zu geben!


Es ist ein lehrreiches Fest, denn an den greisen Personen Hanna und Simeon offenbart Gott seine Treue und Verlässlichkeit. In den Turbulenzen des Lebens kann uns diese Gewissheit mitunter verloren gehen. Daher ist es umso wichtiger, auf Simeon zu schauen, wie Gott ihm gegenüber zu seinem Wort steht; und auf Hanna zu blicken, wie Gott ihren lebenslangen Dienst im Tempel belohnt. Der Lobgesang des Simeons wurde später zum Nachtgebet der Kirche („Nunc dimmitis“), denn mit dem Wissen um Gottes Treue lässt es sich gut schlafen und in den Unsicherheiten der heutigen Zeit gewiss besser leben.


Es ist ein sehr altes Fest, denn bereits im 4. Jahrhundert ist es in Jerusalem nachweisbar. Im Laufe der Zeit wurde ein Aspekt den Menschen immer bedeutungsvoller, dass hier Jesus zum ersten Mal in seine Stadt Jerusalem eingezogen ist. Daraus entwickelte sich im 7. Jahrhundert der Wunsch, Christus in einer Lichterprozession entgegen zu gehen, um ihn würdig zu empfangen. So werden bis heute an diesem Tag Kerzen gesegnet und in ihrem Lichterglanz wird die Freude sichtbar, dass mit Christus, dem Licht der Welt, die Finsternis besiegt ist. Wer an dieser Freude Anteil hat, den können die Dunkelheiten unserer Welt letztlich nicht mehr lähmen.


Es ist ein überraschendes Fest, denn man darf immer noch dazu lernen. So las ich jetzt zum ersten Mal, dass in Frankreich auf „La Chandeleur“ traditionell Crèpes gegessen werden. Die kreisrunden, goldgelben Pfannekuchen sollen an die Sonne erinnern und dass von nun an die Tage wieder spürbar länger werden; deshalb hatte gerade in der Landwirtschaft dieser Feiertag eine besondere Bedeutung. Bis in vorchristliche Zeit soll dieser Brauch zurückreichen. So will ich am kommenden Sonntag völkerverbindend Pfannkuchen backen und essen. Dabei werde ich darüber nachdenken, wie wunderbarer Weise der Glaube über Zeiten und Räume hinweg uns Menschen verbindet.


Klaus Hurtz, Pfarrer von St. Marien und vom Trostraum St, Josef, Grabeskirche




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