Weiße Rosen aus Rom
- Pfarrei St. Marien
- vor 2 Tagen
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Denanstoß in der Rheinischen Post vom 1./2. Mai 2025
von Pfarrer Klaus Hurtz
Weiße Rosen in zwei weißen Körbchen, hingetragen durch vier Kinder, waren der letzte Dankesgruß, den Papst Franziskus „seinem“ Marienbild vor den Altar legen ließ. Wie sehr ihm die Ikone „Salus Populi Romani“ (Heil des Römischen Volkes). ans Herz gewachsen war, ist mir erst in dem Trauergottesdienst am vergangenen Samstag vollends bewusst geworden. Immer wieder ist Papst Franziskus in den herausfordernden Situationen seines Pontifikates in die Basilika Santa Maria Maggiore geeilt, um dort die Muttergottes um ihre Hilfe und Fürsprache zu bitten; immer wieder brachte er ihr als Zeichen seines Dankes und seiner Verbundenheit Blumengebinde dar. Nun wird er dort, gleichsam in ihrem Blick, für die Ewigkeit ruhen.
Mit dieser innigen Beziehung zur Hl. Maria trat der verstorbene Papst in die Spuren seines Namenspatrons aus Assisi. Denn aus Liebe zur Königin des Himmels bestellte der Hl. Franziskus (1181-1226) sie zur Schutzherrin seines Ordens und vertraute seine Brüder ihrem Schutz und ihrer Obhut an. Aber auch auf anderen Gebieten versuchte Papst Franziskus seinem Namensheiligen nachzueifern! Schlichtheit und Bescheidenheit im Lebensstil, um den Ärmsten der Armen, wo immer sie leben, Würde und Stimme zu geben; eine großherzige Barmherzigkeit, um allen Menschen, in oder außerhalb der Kirche, die unüberbietbare Liebe Gottes zu verdeutlichen, das waren die Markenzeichen seines Pontifikates, die er vom Hl. Franziskus übernommen hat. Diese Menschen-Zugewandtheit hat über die Jahrhunderte hinweg bis heute nichts von ihrer Strahlkraft verloren! Daher dürfen wir uns -nebenbei bemerkt- in Mönchengladbach glücklich schätzen, bis heute eine Franziskaner-Kommunität in unserer Stadt zu haben! So darf man feststellen, dass unser verstorbener Papst zwar dem Jesuiten-Orden angehörte, aber eine durch und durch franziskanische Seele besaß! Wer so authentisch, so unbeirrt, so konsequent die urchristliche Botschaft lebt, zu dem strömen die Menschen. Auf diese Weise konnte die Beisetzung von Papst Franziskus zu dem unbeschreiblichen historischen Ereignis werden, wie wir es via Medien miterleben durften.
Die Tradition besagt, dass die Ikone „Salus Populi Romani“ vom Evangelisten Lukas zu Lebzeiten der Gottesmutter gemalt worden sei; immerhin datiert die Kunstgeschichte das Bild in seiner ursprünglichen Form in die Spätantike. Wie immer es sei, uns begegnet in dieser Darstellung ein uraltes Marienbild, das bezeugt, welche unvergleichliche Rolle Maria von Anfang an für das Glaubensleben der Menschen einnahm – über den Hl. Franziskus bis zum Papst Franziskus. Der Marienmonat Mai hat begonnen. Er lädt uns ein, eine tiefere Beziehung zur Gottesmutter zu entwickeln. Wenn uns dies gelingt, dann mögen wir vielleicht auch einst verfügen, dass als Zeichen unseres Dankes und unserer Verbundenheit nach unserem Tod an einem ihrer Bilder weiße Rosen in einem weißen Körbchen niedergelegt werden.

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