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Denkanstoß: Der Schrecken hat nur das vorletzte Wort

Denkanstoß von Pfr. Klaus Hurtz am 26. September 2025 in der Rheinischen Post


Mönchengladbach · Unser Autor würdigt den kürzlich verstorbenen Karikaturisten Nik Ebert und erläutert, wie Humor in schweren Zeiten mit Hoffnung und somit auch mit dem Glauben an Gott zusammenhängt.


Nun sind schon fast fünf Wochen vergangen, seit wir Abschied von Nik Ebert nehmen mussten. Er hat sich vielfältig ehrenamtlich für unsere Gemeinde eingesetzt, und mir hat er geholfen, Welt und Leben besser zu verstehen. Damit meine ich nicht nur seine präzisen, spitzfindigen Karikaturen, die immer ein Schmunzeln und oft genug auch ein lautes Lachen bei mir auslösten.


Vor allem habe ich durch Nik Ebert gelernt, dass nichts auf der Welt so ernst und existenzbedrohend sein kann, als dass man ihm nicht mit einer Spur Humor begegnen sollte. Denn wahrer Humor gründet immer in der Hoffnung, und wahre Hoffnung gründet immer im Glauben. Er wusste, dass das Schreckliche der Welt immer nur das vorletzte Wort ist, weil er darauf vertraute, dass Gott selbst zu „guter Letzt“ die Antwort der Liebe gibt.


Im Jahr 1999 bat ich ihn für unsere Glaubensreihe zur Jahrtausendwende „Noahs Kurs“ um einen Vortrag zur Thematik und eine Zeichnung zur Illustration. Beide Aufgaben erledigte Nik mit gewohnter Bravour, und wie üblich trug auch er sich zum Abschied ins Gästebuch ein. Natürlich hatte ich über die Jahrzehnte vergessen, was er damals niederschrieb. Als ich in diesen Tagen seinen Eintrag nachlas, war ich sprachlos. „Der schüchterne Versuch, anderen zu sagen, wo es lang geht, wird zur Gewissheit darüber, dass Demut das einzige Instrument ist, auf dem man den Marsch blasen darf. Herzlichst Nik“.


Was für ein Zuruf über die Zeiten hinweg! Mir scheint, dieses Wort ist aktueller denn je! Heute wird von allen Seiten tüchtig und laut den jeweils anderen der Marsch geblasen; und man scheut selbst vor Kriegsgesängen nicht mehr zurück. In einer Welt, in der Länder politisch, wirtschaftlich oder militärisch Großmachtfantasien verwirklichen wollen; in einer Gesellschaft, in der jedes Ich nur noch die eigenen Interessen sieht und wahrnimmt, da ist Demut zu einem Fremdwort verkümmert. Mag es daran liegen, dass der Mensch die Demut vor Gott verloren hat? Um zu erkennen, welche Konsequenzen es nach sich zieht, wenn jeder meint, er müsste der Erste sein, muss man nur mit offenen Augen die Zeitläufe betrachten. In der Tat, man könnte an all dem Schrecklichen, mit dem wir tagtäglich konfrontiert werden, vollends verzweifeln, doch gottlob: siehe oben!


Klaus Hurtz, Pfarrer von St. Marien und vom Trostraum St, Josef, Grabeskirche




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